Gemeindezentrum Meggenhofen
2010 - gib und nimm
Eine der Vorgaben für Kunst am Bau war, das Bauvorhaben der profanen und religiösen Kommunen in Meggenhofen in einem Kunstwerk augenscheinlich werden zu lassen.
Das historische Gebäude des kleineren Pfarrhauses sollte angebunden werden an das dominierende zeitgenössische Gemeindehaus und an den großen neu entstandenen Dorfplatz. Der Patron der Pfarre ist der Heilige Martin, die christliche Symbolfigur des Teilens.
Gib und nimm, das sind zwei 4m lange Terracotta Friese, die einander - durch den Ortsplatz getrennt - gegenüber stehen. Im Gemeindehaus befindet sich die Negativform und im Pfarrhaus die davon abgenommene Positivform.
Auf den Tafeln sind imaginäre Handbewegungen des Gebens und Nehmens aufgezeichnet, die verschiedene Personen für mich in die weiche Tonmasse gemacht haben und die durch das Brennen zum haptischen Dokument wurden.
Die Art der Darstellung verweist auf die notwendige Balance. Nicht nur im Güter tauschen, sondern auch in der Wertschätzung des Seins gegenüber dem Haben.
Ich stelle mir die Gesellschaft als Ornament vor. Dabei fällt mir auf, dass die Geometrie dieses sozialen Ornaments irgendwie aus den Fugen geraten ist. Die sogenannten Leistungsträger sind in ihrer Produktivität gezwungen, sich wie Kreisel immer schneller um die eigene Achse zu drehen. Sie kreisen um sich selber, weil sie im System der Anschaffung verpflichtet sind, immer noch mehr Dinge an zu schaffen und die Steigerung der Geschwindigkeit aufrecht erhalten müssen.
Die Anderen müssen sich drehen, um nicht unter zu gehen.
Aber auch ein Kreisel wird irgendwann langsamer und kippt aus seiner Bahn. Dann ereignet sich das sogenannte Burnout. Wenn alle nur mehr um sich selber kreisen, zerfällt der Zusammenhalt, das soziale Ornament, die Struktur. Es entsteht der Eindruck dass wir einander nicht mehr brauchen, weil wir ja alles haben.
Der Herstellungsprozess
Um derart große Keramik herstellen zu können, muss man zuerst den Ton mit Zuschlagstoffen, wie Sägemehl, Schamotte oder Papierfasern versehen. Sehr oft muss man den Ton durch den sogenannten Tonschneider durchlassen um eine homogene Masse zu erreichen.
Der in diesem Projekt verwendete Ton stammt aus dem Burgenland und ich verwendete ihn, weil er eine der menschlichen Haut ähnliche Farbe hat.
In große Rahmen wird die Masse eingeschlagen und gleichzeitig sorgfältig verstrichen, zuletzt wird eine ebene Fläche abgezogen.
Aus verwittertem Holz habe ich die Buchstabenstempel Herz, Hirn, Hand herausgeschnitten.
Herz, Hirn und Hand sind für's Geben und Nehmen unumgänglich ...